„Abfahrt, ja Abfahrt vom trügerischen Schein des Lebens zu den wesentlichen Dingen an sich, die hinter den Erscheinungen stehen. Dies bezieht sich aber letzten Endes auf alle meine Bilder. Festzuhalten ist nur, dass „die Abfahrt“ kein Tendenzstück ist und sich wohl auf alle Zeiten anwenden lässt.“
Das, was der Maler Max Beckmann vor knapp 90 Jahren dem deutsch-amerikanischen Kunsthändler Curt Valentin über eines seiner berühmtesten Triptycha schrieb, welches heute ein zentrales Werk des MOMA in New York ist, lässt sich "wohl auf alle Zeiten" anwenden. Jedenfalls ist der Titel "Abfahrt" für ein in diesem Sommer entstandenes Bild vom Herrschinger Dampfersteg ein Zitat, ein Hinweis darauf, die Dinge metaphorisch zu sehen.
"Abfahrt", Öl/Lwd., 80 cm x 80 cm, 2023
Am Samstag, 16. September um 18 Uhr wurde in Landsberg im Rahmen der Langen Kunstnacht die Jahresausstellung des Regionalverbandes Bildender Künstler, dem ich seit kurzem angehöre, eröffnet.
Säulenhalle Landsberg / Schlossergasse 391/ 16. September bis 3. Oktober / Di - Fr 16 bis 20 Uhr / Sa + So 14 bis 20 Uhr / Di 3.10. 14 - 18 Uhr
Man kann virtuell in der Ausstellung spazieren gehen und sich einen ersten Eindruck verschaffen. Das ist amüsant, ersetzt aber nicht die Begegnung mit den Originalen. Am Dienstag, 2. Oktober bin ich nachmittags in der Ausstellung vor Ort.
Link zur digitalen Ausstellung
Die Zeit anhalten
neue Bilder in der Ausstellung „An Dießen Denken“
„…mit unvergänglichen Farben gemalt“, schrieb Albrecht Dürer neben sein Selbstbildnis im Pelzrock. Das war vor 500 Jahren. Vor 50 Jahren verpackte der Künstler Christian Boltanski Erinnerungsfotos bestimmter Zeiträume seiner Jugend in leere Keksdosen und stellte sie in einem Regal in einer Pariser Galerie aus. In einem Begleittext schrieb er: „…Er nannte sich Maler und glaubte, dass er durch seine Arbeit die Zeit anhalten und Momente seines Lebens bewahren könne.“ Heute verschwinden mit dem I-Phone festgehaltene Momente unseres Lebens nicht in Keksdosen, sondern in unsichtbaren Clouds in einem noch vor kurzem unvorstellbaren Umfang. Unvergänglich nur dann, wenn man sich auch später noch an das Passwort erinnert. Momente seines Lebens bewahren, will auch der Dießener Maler Martin Gensbaur, wenn er seinen Heimatort malt. Zum Kunsthandwerkermarkt im Pavillon der ADK hat er die Ansichten der Klosterkirche aus dem Jahr 1980 in der seit Anfang Juli laufenden Ausstellung „An Dießen Denken“ gegen zwei neue Arbeiten ausgetauscht, deren „unvergängliche“ Farben noch nicht trocken sind.
Der Pavillon der Arbeitsgemeinschaft Dießener Kunst ADK ist täglich von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Am 15. August, Maria Himmelfahrt, von 10 bis 18 Uhr findet dort, nach Jahren der Unterbrechung wegen Corona und Baumaßnahmen in den Seeanlagen, erstmals wieder der traditionelle Kunsthandwerkermarkt statt. Es beteiligen sich Mitglieder der ADK und eingeladene Gast-Aussteller.
Abb.: Martin Gensbaur / „Seeanlagen“, Öl/Lwd., 50 cm x 70 cm, 2023 / „St Alban“, Öl/Lwd., 50 cm x 70 cm, 2023
"Muntre Tuba" des Dießener Heimatvereins (S. 32 ff.)
Süddeutsche Zeitung STA, 10. Juli 2023
Ammerseekurier, 7. Juli 2023, S. 3
Augsburger Allgemeine, 13. Juli 2023
Wie immer gibt es Kunstpostkarten von den Bildern zur Ausstellung "An Dießen Denken". Bitte am Verkauf nachfragen.
Würden unsere langfristigen Pläne in Erfüllung gehen, dann fänden am Samstag, den 1. Juli und Sonntag, den 2. Juli nach langer Coronapause endlich wieder einmal die Dießener Ateliertage statt. Das Kunstfenster hätte sich mit einem Workshop "Von Meistern lernen" beteiligt, bei dem Martin Gensbaur in seiner Werkstatt zeigt, wie man ein Blumenstillleben nach Edouard Manet kopiert. Begleitend war eine Studioausstellung mit dem Titel "Stillleben" in Vorbereitung. Die Ateliertage wurden von den Veranstalterinnen abgesagt und auf das nächste Jahr verschoben. Das Kunstfenster ist also erst 2024 mit seinem Programm dabei und zeigt nun Bilder aus der Toskana: Einen traumhaft gelegenen Pool und die "Spiaggia Libera" von Scarlino mit Blick auf den Pontile, eine Industrieanlage, an der gelegentlich rote Tanker anlegen.
Wer schon immer mal wissen wollte, was die neuen Fahrradständer an der Viale d`Italia in der südtoskanischen Kleinstadt Follonica mit einer FIGURA SERPENTINATA zu tun haben könnten, der sollte den Vortrag zu unserer letzten Studioausstellung PARAGONE auf dieser Seite lesen.
Aktuell im Kunstfenster:
2 x Viale d`Italia, Öl/Lwd., 54 cm x 65 cm, 2023
und in der Mitte ein Bild, das Hoffnung auf den bisher ausgefallenen Sommer macht, aus der Serie
"Spiaggia Libera", Öl/Lwd., 50 cm x 70 cm, 2022
Aus derselben Serie sind aktuell zwei weitere Bilder im Pavillon der Arbeitsgemeinschaft Dießener Kunst ADK am See ausgestellt.
PARAGONE
Martin Gensbaur, Viale d`Italia, Öl/Lwd., 54 cm x 65 cm, 2023
Mauro Corbani, „Mamy“, versch. Metalle, Acryl,
55 x 95 x 7 cm, 2022
Vortrag
und Vernissage unserer Studioausstellung zum Thema PARAGONE waren am Freitag Abend gut besucht. Dank an die Gemeinde Dießen, die uns ein Ausweichen für den Vortrag in das ehemalige
Carl-Orff-Museum ermöglicht hat. Für alle, die gestern nicht dabei sein konnten, bleibt bis einschließlich 1. Mai der Blick durchs Fenster in unseren Showroom. Es gilt also Schritttempo in der
Hofmark bis unser PARAGONE vorbei ist.
Augsburger Allgemeine, 18.4.23
Augsburger Allgemeine, 25.04.23
Das hier eingebettete pdf. mit dem Vortrag vom 21. 4. 2023 ist als "abstract" zu verstehen. Ein Livevortrag gestaltet sich oft ganz anders als geplant. Bildquellen aus dem Netz sind i.d.R. aus Wiki Commons oder evtl. mit Links vermerkt. Sollte das pdf. sich nicht sofort öffnen, bitte die Seite aktualisieren und etwas warten.
Ab sofort: "Spiaggia Libera" in den Dießener Seeanlagen und ab 1. April dann auch im Pavillon der ADK.
Das waren noch Zeiten, in den 70er-und frühen 80er-Jahren. Freier Strand für freie Bürger! Dem Willen der Politik entsprechend wurde das Recht auf freien Zugang zu
Bayerns Seen umgesetzt. In Aidenried und an anderen Orten entstanden Naherholungsgelände rund um den Ammersee. Das ist lange her und wer kennt im 21. Jahrhundert nicht die lange Suche nach einem
der wenigen nicht privatisierten Zugängen zur „Spiaggia Libera“ in Italien oder auch bei uns? Dießen öffnet ab sofort seine neu gestalteten Seeanlagen für alle. Ob es dort dann gleich so sein
wird wie in der südtoskanischen Küstenstadt Follonica, bleibt abzuwarten. Endlos lange Sandstrände sind etwas anderes als frischer Beton und neu verlegte Platten. Zudem hängt das auch vom Wetter
und den Temperaturen ab. Mögliche Kollisionen mit Dampfer und Hund sind nicht auszuschließen. Und wer ins Wasser will, sollte Badeschuhe nicht vergessen, wegen möglicher spitzer Gegenstände in
Ufernähe. Doch auch Italiens Strandleben ist nicht immer nur „splendido“ wie auf Martin Gensbaurs Gemälden aus seiner Serie „Spiaggia Libera“. Die beiden Bilder sind ab Samstag, 1. April im neu
eröffneten Pavillon der Arbeitsgemeinschaft Dießener Kunst ADK ausgestellt. Wie immer bekommt man im Pavillon auch eine Kunstpostkarte (Martin Gensbaur,
„Spiaggia Libera“, Öl/Lwd., 80 x 120 cm, 2023).
Kunst und Kunsthandwerk aus über 30 Dießener Werkstätten freut sich über regen Besuch. Öffnungszeiten APRIL BIS OKTOBER: täglich 11.00 bis 18.00 Uhr
Ammerseekurier - 28. März (S. 2)
Augsburger Allgemeine, 30. März
Augsburger
Allgemeine, 31. März
Konzert in der aktuellen Ausstellung „Parallelwelten“ mit Bildern von Martin Gensbaur. *
Es konzertierten:
Ludmilla Pavlová, Violine
Alissa Firsova, Klavier
* Ursprünglich waren Ausstellung und Konzert anlässlich des
100. Geburtstags von Hella Gensbaur / Mutter Agape (1922-2015) geplant. Pandemiebedingt wurde die Veranstaltung um fast ein ganzes Jahr verschoben. Umsomehr freuen wir uns, dass sie nun
stattfinden konnte.
Abtei Venio / Döllingerstr. 32 / 80639 München / Tel. 0891795986 / www.venio-osb.org
In Zusammenarbeit mit der Dießener Keramikerin Corry Goossens entstand ein Prototyp für einen handgemalten QR-Code.
Alle Vorbeifahrenden, die vor kurzem die Ausstellung „Parallelwelten“ des Dießener Malers Martin Gensbaur im Blauen Haus besucht haben, könnten in der Hofmarkstraße oder im Pavillon am See ein Déjà vu haben. Noch bis Weihnachten zeigen das Kunstfenster und der Pavillon der ADK ausgewählte Bildpaare der Ausstellung. Aktuell im Kunstfenster:
Bildpaar 7:
Salvatore, 2 x Öl/Lwd., 54 cm x 65 cm, 2021
Bildpaar 6:
Via Monte Cristallo, Öl/Lwd., 54 cm x 65 cm, 2020
Dei Pini, Öl/Lwd., 54 cm x 73 cm, 2022
Alle Vorbeifahrenden, die vor kurzem die Ausstellung „Parallelwelten“ des Dießener Malers Martin Gensbaur im Blauen Haus besucht haben, könnten in der Hofmarkstraße oder im Pavillon am See ein Déjà vu haben. Noch bis Weihnachten zeigen das Kunstfenster und der Pavillon der ADK ausgewählte Bildpaare der Ausstellung. Aktuell im Kunstfenster:
Bildpaar 5:
„Huber", Öl/Lwd., 50 cm x 70 cm, 2021 / "Hofmark", Öl/Lwd., 73 cm x 100 cm, 2019
Bildpaar 4:
see, Öl/Lwd., 65 x 105 cm, 2022
ISS, Öl/Lwd., 65 x 105 cm, 2022
Augsburger Allgemeine, 5. 11. 2022
Gallery Walk im Blauen Haus
zu Gast in Neubeuern: "Wallgau", Öl/Lwd., 2 x 54 cm x 65 cm, 2020
Vernissage am Freitag, den 4. November 19 Uhr
Finissage am Sonntag, den 13.November 18 Uhr
Eine besondere Ausstellung wird am Freitag, den 4. November in der Galerie am Markt in Neubeuern eröffnet. Gezeigt werden Arbeiten von Künstler*innen, die in den Jahren 2015 – 2022 in Neubeuern
zu Gast waren. Die künstlerischen Ausdrucksformen sind ebenso vielfältig wie die gezeigten Techniken und die eingesetzten Materialien.
26 Künstler*innen sind in dieser eindrucksvollen Schau vertreten.
Eine große Freude ist es den Mitgliedern des Künstlerkreises Ihre Künstlerfreunde in der Galerie am Markt präsentieren zu können.
Kunst ist wichtig auch und gerade in schwierigen Zeiten - sie berührt, macht nachdenklich, irritiert, macht Freude und öffnet für Neues.
Öffnungszeiten: Fr.: 18 bis 20 Uhr /Sa.: 14 bis 19 Uhr /So.: 11 bis 19 Uhr
Künstlerkreis Neubeuern
Bildpaar 2: Eibsee, 80 x 80 cm, 2022
Die Vorbereitungen zur Ausstellung „Parallelwelten“ des Dießener Malers Martin Gensbaur im Kulturforum Dießen laufen auf Hochtouren. Für die Vielen, die täglich am Kunstfenster Dießen vorbeikommen, geht es jetzt schon los. Bis zur Eröffnung am 21. Oktober und dann wieder ab Anfang November bis kurz vor Weihnachten werden in den Schaufenstern zur Straße jeweils zwei der über fünfzig für das Blaue Haus ausgewählten Arbeiten parallel nebeneinander zu sehen sein. Die Kombination wechselt von Woche zu Woche. Der Katalog und zugleich die neunte Ausgabe der Schriftenreihe DAS KUNSTFENSTER, die zur Ausstellung erscheint, ist auf der Homepage des Künstlers jetzt schon einsehbar und demnächst in der Ausstellung und im Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-9823039-2-5).
Die Baustelle in den Seeanlagen macht Fortschritte, der Dießener Töpfermarkt steht ins Haus und die Bilder der Serie "see-refusée" gastieren an den kommenden beiden Sonntagen (15. und 22. Mai) in der Galerie am Markt, Marktplatz 2 in Dießen. Deshalb habe ich die "Baustelle" gegen einen der Großen Flamingos vom Sommer 2021 ausgetauscht. Wie immer gibt`s zu dem Bild ab Ende kommender Woche auch wieder eine Karte, die ebenso wie das Original käuflich zu erwerben ist. Der Pavillon und mein Falmigo freuen sich auf interessierte Besucher.
täglich 11-18 Uhr
Tel. 08807-8400 / www.diessener-kunst.de
Auzug aus der Eröffnungsrede, 29. April 2022:
"... Als der Landkreis Landsberg vor einem Jahr das Motto seiner diesjährigen Kreiskulturtage „Sehnsucht“ bekanntgab, konnte unser Beitrag nur lauten: „Kennst du das Land…?“. Die bekannten Zeilen aus Goethes Mignon sind das Sehnsuchtsmotiv der deutschen Literatur und prägen seit Generationen unseren Blick auf Italien. So meinen wir alle mit Goethe das Land zu kennen...: Zitronen, Olivenhaine, Zypressen und Pinien, Vespa, Sonne, Süden, Strand, Toskana — „Klischeealarm“! So jedenfalls lautete ein nicht ganz ernst gemeinter Zwischenruf Sebastian Goys zu meinen Italienbildern bei einer Ausstellung im Blauen Haus. Aufgeblasene Tennishallen, eine Pizzeria im Meer, verlassene Tankstellen, Parkplätze vor Einkaufszentren oder ein Kreisverkehr mit Peitschenlampen und Verkehrsschildern – ohne Verkehr, ohne Menschen. So stellt man sich das Land südlich des Brenners nun mal nicht vor. Und so war es auch nicht, oder nur dann, wenn ein Maler alles ausblendet, was er nicht auf seinen Bildern zeigen will. Bis zum Frühjahr 2020. Als der römische Fotograf Marcello Leotta, der heute leider nicht vor Ort sein kann, aber mit seinen großartigen Fotografien vertreten ist, als einer der ganz Wenigen nach draußen durfte und seine Heimatstadt so fotografierte, wie man sie seit dem Mittelalter, als das Forum eine Kuhwiese war und eine viel zu groß dimensionierte Mauer eine verlassene Ruinenstadt umfing, nicht mehr gesehen hat – menschenleer. „Roma nuda“, das nackte Rom, wurde bald darauf als Serie gemeinsam mit Bildern zweier anderer Fotografen zum Römischen und Neapolitanischen Lockdown in einer Internetausstellung der Biblioteca Hertziana gezeigt und auch in der deutschen Presse ausführlich gewürdigt. Die „Piazza di Spagna“, die nun im Kunstfenster neben meinem Bild des menschenleeren „Mercato“ von Follonica hängt, hat mich so fasziniert, dass ich sie unbedingt für diese Ausstellung und für unser neues Heft haben wollte. Eine E-Mail, ein Telefonat und es ist gelungen. Dank an Marcello Leotta! Grazie Mille! Und wie der Zufall es so will, brachte die Bildhauerin Margareta Biegert-Simm eben von den Stufen dieser Treppe eine Abformung in Papier mit nach Hause, als das Reisen nach Rom wieder möglich wurde. Ein Stück der Spanischen Treppe befindet sich nun im Kunstfenster als „Goldener Schnitt“ neben unseren Bildern. Vielen Dank auch dafür!
Jetzt wäre es zu einfach alle teilnehmenden Künstler auf diese nüchterne Sicht Italiens zu beschränken. Daher freut es uns besonders, dass mit Mauro Corbani noch eine zweite Stimme der zeitgenössischen Kunst Italiens in unserer Ausstellung vertreten ist. Und irgendwie muss das in diesen Zeiten so laufen: Eigentlich hatten er und seine Frau Laura Masini die Koffer gepackt und wären heute Abend hier. Doch einer der beiden wurde vorgestern positiv auf Corona getestet. Basta! Corbani kommt ursprünglich aus einem kleinen Ort im Norden Italiens, der in die zeitgenössische Kunstgeschichte eingegangen ist, aus Soncino, in der Nähe des Gardasees. Dort wurde auch der etwas mehr als 10 Jahre ältere Piero Manzoni geboren. Aus altem Adel stammend formulierte der jung Verstorbene in den 60er Jahren Italiens Antwort auf die amerikanische Pop Art und die Suppendosen Andy Warhols, indem er seine Exkremente in Dosen als „merda d`artista“ verpackte. Da spätestens ist Schluss mit der Sehnsucht nach Italien. Schon Erich Kästner wurde es zu viel mit der Italiensehnsucht in seinem eigenen „Land, in dem die Kanonen blühen“. Wer konnte ahnen, dass seine Interpretation des Klassikers aus den Jahren zwischen den Kriegen, im mittlerweile längst friedlich vereinten Europa, im Frühsommer 2022 aktueller denn je sein würde? Die zeitgenössische Kunst Italiens räumt mit Klischees gründlich auf und genau in diesem Sinne belebt der Künstler, „Artista“, Mauro Corbani unseren Taubenturm und bringt unser Italienbild durcheinander. Unter seinen Händen wird jedes Material zur Kunst. Er sprüht vor Experimentier- und Gestaltungsfreude und hat keine Hemmungen vor bunten Farben, expressiven Formen und Zitaten aus der Mythologie. Dabei sammelt Corbani Materialien und Formen aus aller Herren und Frauen Ländern, die er und seine Frau bereisen, Nordafrika, Indonesien, zuletzt die Karibik. Nur konsequent, wenn diese Kreationen, die „wie Löwenzahn“ wuchern, in einem „Giardino d` Artista“, einem Künstlergarten, in der südlichen Toskana, wo das Paar seit über 20 Jahren lebt, ein zu Hause gefunden haben. Mauro hat uns vor zwei Wochen noch einige Kartons mit seinen Arbeiten in mein sowieso schon mit dem Vernissagewein, meinen eigenen Bildern und anderem überladenes Auto gepackt und so gelangt heute wenigstens ein Hauch von diesem besonderen Ort der Kunst Italiens hier bei uns an den Ammersee. Vielen Dank dafür Laura und Mauro! Grazie Mille!
Italien hat viele Gesichter. Neben einem vitalen, expressiven Charakter, der sich auch in der hier gezeigten Kunst widerspiegelt, findet sich in dem Land genauso die Sachlichkeit eines Giorgio de Chirico oder Mario Sironi, die mit meinen eigenen Italienbildern verwandt ist. Man muss nur lange genug hinsehen. So wie Marcello Leotta. Im 1. Stock des Turms zeigen wir zwei seiner unbestechlich präzisen Aufnahmen aus Italiens Süden, unter einem Himmel, den es nur dort gibt, neben meinen Arbeiten und Bildern von Thorsten Fuhrmann. Fuhrmann stellt seine Serie mit dem Titel „Ich wars nicht“ ironisch in Frage. Er zeigt jedoch Beobachtungen, die nur von ihm stammen können und nur in Italien, genauer gesagt in Venedig, entstanden sein können. Eindeutig, das ist unzweifelhaft Thorsten Fuhrmann. Dem ersten Stock würde ich gerne die Überschrift „Veduten“ verpassen. Wer mehr zu dem Thema erfahren möchte, der sollte unser Kunstfenster lesen, das in der Ausstellung aufliegt. Nehmen Sie den Weg vom Kunstfenster über die drei Stockwerke des Taubenturms als Reise nach Italien, dann erleben Sie den 2. Stock des Turms als Überraschung. Sabine Jakobs zeigte hier in Dießen vor wenigen Jahren eine Bildreihe mit dem Titel „Sedie“. Man könnte sie auch Topografie eines ligurischen Ortes nennen. Wer fotografiert schon ausrangierte Plastikmöbel der 70er Jahre, die bei uns in jeder Eisdiele mit Namen wie „Rialto“, „Venezia“ oder „Lido“ herumstanden und nun heute nurmehr nostalgische Gefühle wecken. Mich haben ihre Fotoarbeiten beeindruckt, so, dass ich sie unbedingt für unsere Ausstellung haben wollte. Um Plastik geht es auch in den Bildern von Susanne Kohler. Wer kennt sie nicht, die grellroten Bauzäune aus Plastik, die dem Reisenden unmittelbar signalisieren, den Brenner überschritten zu haben. Sie gehören zur Landschaft, am Parkplatz vor dem Schwimmbadhersteller „cassigoli“ genauso wie im „Valle dei Carteri“, oberhalb des Gardasees, das Susanne Kohler in ihrer Serie in „Cantieri“, Tal der Baustellen umbenennt. Isa Genzken hüllte mit dem Material auf der Biennale 2007 den gesamten deutschen Pavillon ein. Kann auch so etwas „Sehnsucht“ in uns Deutschen auslösen? Jedenfalls gibt es Materialien und Gegenstände, die als „Souvenir“ an das Land südlich der Alpen erinnern. Unter diesem Motto steht der 2. Stock im Turm.
Im dritten Stock wird es zunächst unscharf. Harry Sternbergs „Unschärfebilder“ gehen bewusst an die Grenze des Erkennbaren und werden so zur Malerei. Kaum zu glauben, dass jeder, der mal dort war, sofort erkennt, wo Sternberg unterwegs ist. Ausgerechnet in Vicenza, der Heimat Andrea Palladios, dem Präzisen, dem die neoklassizistische Architektur Europas und Amerikas zu verdanken ist, verwackeln die Aufnahmen. So habe ich seine Villa Rotonda jedenfalls noch nie gesehen. Malerei sind auch die Fotografien Gabriele Rothweilers mit dem Titel „Adria Mare“. In klassischem Schwarz-Weiß und grober Körnung verraten die Arbeiten ihre Herkunft vom fotografischen Handwerk. Inhaltlich sind es Überblendungen, wie Erinnerungen an sommerliche Urlaubstage am Strand. Wer hat dazu keine entsprechenden Assoziationen? Kennst du das Land? Ja, auch so kennen wir es. Und dann wird es nochmal lebendig, auch hektischer. Florian Freier nimmt uns oben im dritten Stock mit einer improvisierten Videoprojektion mit auf seine „Italienische Reise 2.0“. Mein Modellierbock musste aushelfen und die Musik ist gewöhnungsbedürftig. Klischeealarm. Die Bilder meint man zu kennen. Fehlt nur noch der Stau am Brenner. Alles hat man irgendwann selbst so, oder so ähnlich erlebt. Zwei Jahre war Italien für uns alle ein unerreichbarer Traum. Und es ist wie im Traum. Die Bilder laufen ab wie in einem Film. Das „Land“, das man zu kennen meint, war in irgendeiner Cloud verschwunden. Selbst das sardische Bier musste Freier im Internet ordern. Toll, wenn die so verschollenen Bilder anlässlich unserer Ausstellung wieder auftauchen und wir sie hier vielleicht zum ersten Mal gemeinsam wirklich anschauen. Nehmen sie Florian Freiers Beitrag und alle anderen hier gezeigten Arbeiten als Chance, Italien neu zu entdecken! „Arrividerci“ Goethe und Dank für Ihre Geduld!
Begleitend zu den beiden zeitlich aufeinanderfolgenden Ausstellungen im Taubenturm und einer zweiten im Kunstfenster Dießen, die im Rahmen der Kreiskulturtage des Landkreises Landsberg stattfindet, erscheint die achte Ausgabe der Schriftenreihe DAS KUNSTFENSTER (ISBN 978-3-9823039-1-8).
Infos zu den Öffnungszeiten und Terminen der verschiedenen Veranstaltungen im Kalender der Gemeinde Dießen:
Süddeutsche Zeitung, 3. Mai 2022
Augsburger Allgemeine, 4. Mai 2022
Heimatverein Dießen
Wer in den Dießener Seeanlagen den See sucht, muss genau hinschauen. Bauzäune, provisorisch herumhängende Stromkabel, Planen mit Werbeflächen,
Baumaterial und Baumaschinen prägen das Bild. Wer nicht den Hund ausführen oder den Fortgang der Arbeiten studieren will, kommt hier wohl kaum auf seine Kosten. Ab Samstag, 19.
März wird sich das ändern. Der Pavillon der Arbeitsgemeinschaft Dießener Kunst öffnet trotz Baustelle. Rund 30 Werkstätten für Kunst und Kunsthandwerk im „Künstlerparadies“, wie eines
der Werbebanner den Ort Dießen vollmundig nennt, warten auf interessierte Besucherinnen und Besucher. Beispielsweise eine aktuelle Arbeit aus der Serie „see“. Wie immer gibt es dort zu dem Bild
eine Karte zu erwerben.
März: Fr 14-17, Sa, So 11-17 Uhr, ab April täglich 11-18 Uhr
Tel. 08807-8400 / www.diessener-kunst.de
Landsberger Tagblatt /Ammersee 22.03.2022
Am Freitag 6. Mai fand im Gartensaal der Abtei Venio in München Nymphenburg eine für Corona-Verhältnisse gut besuchte Finissage der Ausstellung "Mein Japan" statt. Auszüge aus der Rede Martin Gensbaurs:
"Mein Japan – wie kommt es zum Titel der Ausstellung? Beginnen wir bei dem Bild hinter mir ganz links. Das, was wir in Bildern sehen, besser das, was wir in ihnen erkennen, hängt von vielen Faktoren ab, nicht zuletzt von unserer kulturellen Prägung. Die Tankstelle Rampold in Scharnitz mit der Hohen Gleirsch dahinter könnte ein Japaner auch als einen „Shinto-Schrein“ identifizieren. Dann wäre Berg natürlich der Fujijama. Tirol oder Japan? Beides ist bei dem Bild möglich. Für mich als Maler geht beides zusammen. Fragen wir also nach meiner kulturellen Prägung. Jetzt kommt dieser Koffer aus Korb ins Spiel. Meine Urgroßmutter Mathilde Ludovica Korb reiste mit ihm in den 30er-Jahren nach Tokyo. In Venedig bestieg sie damals, von Prag und Wien kommend, das Schiff und war dann wohl eine ganze Weile unterwegs. Auf dem Koffer kann man mit etwas Mühe noch beide Adressen, die in Tokyo und die in Kladno bei Prag entziffern. Ihren Sohn, meinen Großonkel Fritz Korb hatte der Erste Weltkrieg nach Japan verschlagen. Meine Großtante Sue – hier mit ihrem Mann im Bild – soll ihn angeblich in einem Lazarett in Ostsibirien gesund gepflegt und dann mit in ihre Heimat genommen haben. Stellen wir uns also vor, wie meine Urgroßmutter einen Koffer voller Erinnerungen an ihren Sohn und an ihre Japanreise zurück nach Hause brachte. Viele dieser kleinen kunsthandwerklichen Dinge, die in Japan „Nippes“ genannt werden, einschließlich des Doppelporträts haben 1946 die Vertreibung aus dem Sudetenland überlebt und sind danach in einem winzig kleinen Häusl meiner Großmutter Emmy im hessischen Bad Orb gelandet. Wir Kinder sind in den Ferien mit den Dingen aufgewachsen. Immer schon wollte ich so gut Porträt malen können wie der mir leider unbekannte japanische Künstler, der in den 30er Jahren Onkel Fritz und Tante Sue porträtierte. Bei dem Gegenstück von Clara und Qi habe ich mich mal daran versucht es ihm gleich zu tun. Japanisches, wenn auch nicht immer Erstklassiges —die Fotografie des Fujiyama, die ich für unsere Vorzugsausgaben kopiert habe, ist ein ausgerissenes Kalenderblatt. Sie hing bis zuletzt in der Küche meiner Großmutter — also nicht immer Erstklassiges aus Japan, hat mein Sehen von klein auf mitgeprägt. Und das geht nicht nur mir so, da die Japanmode des 19. Jh. sich in ganz Europa verbreitete und die moderne Malerei bis weit ins 20. Jh. prägte. Einer der Ersten und wohl auch einer der fanatischsten Japonisten war Vincent van Gogh, der bis heute auch in Japan als einer der Ihren hoch verehrt wird. Er porträtiert sich selbst als Zen-Mönch und kopiert auf dem Dachboden des Pariser Kunsthändlers Sigfried Bing japanische Drucke. 1888 bricht er nach Südfrankreich auf und schreibt über die Reise an seinen Bruder Theo: „mir ist immer noch das Gefühl im Gedächtnis, das ich in diesem Winter auf dem Weg von Paris nach Arles hatte. Wie ich drauf gespannt war, ob das schon „wie Japan“ wäre! Kindisch, nicht?“ „Mein Japan“ soll er ausgerufen haben, als er zum ersten Mal die Fensterläden öffnete. Und wenig später schreibt Vincent van Gogh: „Was mich hier betrifft, ich brauche die japanischen Drucke nicht, denn ich sage mir immer, dass ich hier in Japan bin. Dass sich folglich nur die Augen öffnen muss und einfach direkt vor mir malen muss, was mich beeindruckt.“ Treffender kann man nicht ausdrücken, wie auch meine Bilder in Tirol, am Walchensee oder in der Toskana entstehen. Ich habe eine ganze Reihe solcher Briefstellen herausgesucht und hier in dieser Ausstellung als Kommentare unter meine eigenen Arbeiten gehängt. Sie werfen ein ungewohntes Licht auf manche Ansicht des Südens, in meinem Fall Scarlino oder die Bilder vom Walchensee, an dessen Ufer auch Lovis Corinth „vereinzelte Bäume im japanischen Stil“ entdeckte. Schon in der dritten Ausgabe unseres Kunstfensters ging es um den fernen Osten und meine Malerei aus Urfeld. Manche erinnern sich vielleicht noch an den Abend mit der taiwanischen Berg-Wasser-Malerin Jiang Sanshi hier im Saal. Bilder von Berg und Wasser aus Urfeld antworteten auf großformatige chinesische Tuschemalerei. Berg-Wasser, „Shan-shui“, bezeichnet in China die Darstellung von Landschaft in der Malerei. Gemäß der ganz anderen Philosophie geht es um die Verbindung von dem Hohen und dem Niedrigen, dem Beweglichen und dem Unbeweglichen, dem Formlosen und dem, was eine Form hat. Van Gogh schreibt zu dem Phänomen: „Du weißt, dass die Japaner instinktiv Kontraste suchen und gezuckerte Peperoni essen, salzige Bonbons und gebratenes Eis und geeiste Braten. …“ Als die Japaner im Zuge der ersten Weltausstellungen Mitte des 19. Jh. zum ersten Mal ihre Insel öffneten und Handel möglich wurde, gelangte auch japanisches Kunsthandwerk nach Europa. Allen im Westen wurden mit einem Mal die Augen geöffnet und wir alle bleiben beeindruckt bis heute. Jeder Maler kann von Japan lernen. Ich zitiere noch einmal Vincent van Gogh: „Ich beneide die Japaner um die ungemeine, saubere Klarheit, die alle ihre Arbeiten haben. Nie ist das langweilig und nie scheint es zu sehr in Eile gemacht. Das ist so einfach wie Atmen, und sie machen eine Figur mit ein paar sicheren Strichen mit derartiger Leichtigkeit, als wäre das genauso einfach, wie seine Weste zuzuknöpfen.“ Nach van Gogh sollten noch viele andere die Japaner um diese Klarheit der Darstellung beneiden. Eine Ausstellung des japanischen Künstlers Kaii Higashiyama im Münchner Völkerkundemuseum Anfang der 80er Jahre führte zu Bildern wie den drei zentral gehängten, zweimal der Hohe Traithen beim Wendelstein und in der Mitte Eggers Grinn im Zahmen Kaiser. Auch der eine oder andere Wasserfall gehört in diese Reihe. Die Wand am Eingang mit der Esso-Tankstelle, die in Scarlino nach dem Vornamen des Tankwarts „Salvatore“ genannt wird, dem Parkplatz vor dem Penny-Markt von Follonica oder dem Anleger mit Wasserspeicher im Meer und dem Pratoranieri am Meer sind aktuelle Arbeiten. Sie zeigen vielleicht auch eine Entwicklung. Alle Bilder in diesem Saal zeigen „mein Japan“. Eines Tages berichtet Vincent van Gogh, wie er auf einen Hügel steigt und eine Federzeichnung von oben macht. Er schreibt: „Es sieht nicht japanisch aus, und doch habe ich noch nie so etwas Japanisches gemacht.“ Bei den beiden kleinformatigen Gouachen hier ganz links an der Wand stehe ich oben an der Gipfelstation der Herzogstandbahn und male den Blick nach unten auf den See. Die Bilder sehen nicht japanisch aus, doch in Wirklichkeit habe ich noch nie so etwas Japanisches gemacht."
Begleitend zu dem Thema erschien 2020 im scaneg Verlag DAS KUNSTFENSTER Nr.7 / erhältlich im Buchhandel
Münchner Wochenanzeiger, 11.04.2022
Parallel zu der Ausstellung „Sehnsucht nach Sein“ im Blauen Haus zeigt der Dießener Maler Martin Gensbaur in der Galerie am Markt aktuelle Arbeiten aus seiner Serie „see“ der Jahre 2021 und 2022. An zwei Sonntagen findet jeweils ab 11 Uhr eine Matinee zusammen mit dem ausstellenden Künstler statt.
Das Format der Ausstellung ist neu. Es geht um Dießen. "Parallel" ist als eine Einladung an das Publikum zu verstehen über Dießen und seine Kunst ins Gespräch zu kommen. Der Ort gegenüber dem Rathaus, im Herzen des Marktes ist gezielt gewählt, weil dem „Künstlerparadies Dießen“ die Kunst am Herzen liegt. Beide Veranstaltungen werden von dem Journalisten und Philosophen Alois Kramer öffentlich moderiert.
Die Ausstellung „see – refusée – Martin Gensbaur – Bilder vom See“ ist als möglicher Auftakt einer Reihe weiterer Veranstaltungen dieses Formats in der Galerie am Markt gedacht, bei denen Künstler ihre Arbeiten öffentlich präsentieren und mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Nicht nur über Dießener Kunst.
Galerie am Markt, Marktplatz 2, 86911 Dießen, 15. und 22. Mai, 11-13 Uhr, Eintritt frei
Infos unter: www.gensbaur.de
Für regelmäßige Passanten der Dießener Hofmark wird es schon zur Gewohnheit. Der tägliche Blick von ganz oben. Nach „Top of Germany“ und den Webcams auf Deutschlands höchstem Berg besucht der Dießener Maler Martin Gensbaur die Internationale Raumstation ISS, die in über 400 km Höhe täglich mehrfach um die Erde kreist und ihre faszinierenden Bilder live in das World Wide Web sendet. Immer wieder haben Astronauten von ihren Eindrücken berichtet, von der atemberaubenden Schönheit aber auch der Verletzlichkeit unserer Heimat Erde, die ihr Anblick aus dem All offenbart. Barockes Theater, nicht nur wegen dem Bergmüllerhund aus der Klosterkirche. Das, was von der ISS sichtbar ist, wird zur Draperie, zum Vorhang, der den Blick auf das Welttheater freigibt: eine Inselgruppe in der Karibik, die Wüste mit der Lebensader des Nil bei Assuan und einen Vulkan in der Südseerepublik Tonga, dessen erneuter Ausbruch aktuell Schlagzeilen macht. Es bleibt fraglich, ob Malerei die Welt verändern, den Klimawandel aufhalten oder Tsunamis verhindern kann. Jedenfalls kann sie sichtbar machen, was da ist. Vorbeifahren lohnt sich!
Augsburger Allgemeine, 8.02.2022
Fast schon ein Déjà vu. Vorweihnachtszeit und so gut wie nichts läuft mehr. Zumindest wenn es um Ausstellungen geht. Es sei denn hinter der Scheibe. Schaufenster mit Kunst haben in diesen trüben Tagen Konjunktur. Das Kunstfenster in Dießen zeigt ganzjährig Bilder hinter Glas, auch zum Jahresausklang. Wie schon im letzten Jahr mit der Ausstellung „Street Art“ gibt es auch heuer Text und Bild in den drei Fenstern. Passend zu den beiden Webcambildern vom Moserboden, die gerade an den Wochenenden im Pavillon der ADK in den Seeanlagen zu sehen sind, zeigt der Dießener Maler Martin Gensbaur zwei Ansichten vom höchsten Punkt Deutschlands: die Zugspitze am Mittag und bei Vollmond. Eine fest installierte Webcam liefert alle 10 Minuten aktualiserte Bilder über das Internet, auch in der Nacht. Das Tagbild ist nach mehreren Screenshots entstanden. Aufnahmen die eine Livecam Tag und Nacht in die Welt sendet. Auch wenn nichts mehr geht, gibt es wenigstens noch solche Bilder von ganz oben.
Süddeutsche Zeitung, 3.12.2021
Kreisbote Weilheim-Murnau, 4.12.2021
Landsberger Tagblatt extra, 8.12.2021
Augsburger Allgemeine, 18.11.2021
Augsburger Allgemeine, 22.11.2021
Augen auf in der Dießener Hofmark! Auch wenn nicht geblitzt wird, konnte man geflasht sein. Der Dießener Maler Martin Gensbaur hängte die Innenfenster seiner Werkstatt aus und gab den Blick in den Raum frei. Absolut coronakonform präsentierte er so für knapp zwei Wochen die Serie „Große Flamingos“. Für viele war es der zweite Sommer daheim. Warum sollte man auch in die Ferne schweifen? Inland statt Rückkehrer-Quarantäne. Walchensee statt Karibik. „Bayerische Karibik“ ist auf vielen Instagram- oder Facebookseiten in Kombination mit dem eigenen Selfie zu lesen. Es ist wie im Traum. Alles, was man aufblasen kann, schwimmt vor der atemberaubenden Kulisse des smaragdgrünen Bergsees im Kontrast zu den steil abfallenden Wänden des Herzogstands im Westen und dem imposanten Karwendelgebirge im Süden. Besonders an den Wochenenden und in Ferienzeiten wird es eng. Es gibt mehr Freizeit-Fahrzeuge und Wohnmobile als Parkplätze, deutlich mehr Motorräder und E-Bikes als Fahrwege, mehr Bergläufer und Wanderer als Bergwege und Hütten und wesentlich mehr Kite- oder Normal-Surfer, Tret- und Ruderboote, Segler und Stand-Up-Paddler auf dem Wasser als je zuvor. Und im vergangenen August tauchte auch noch ein Partyboot in Form eines Flamingos auf. Im Format XXL selbstredend.
Das Karibikfeeling ist perfekt, solange nicht Wolken ihre dunklen Schatten über die Wasserfläche treiben, Unwetter aufkommen und sich der Augen- in einen Nervenkitzel verwandelt. Denn der Walchensee ist im gleichen Moment auch schwarz und unheimlich tief. Der Vorhang geht auf: Die Reise auf dem Partyboot mit eingebauten Kühlfächern für das Bier gleicht der Überfahrt über den Styx.
Kunstfenster, Hofmark 13, 86911 Dießen
Ausstellungsdauer: 15. – 24. Oktober 2021.
Die Ausstellung war als Showroom zur Straße hin ganztägig von außen einsehbar. Besuch nach Voranmeldung war möglich
(kunstfenster@gmail.com).
siehe auch:
Augsburger Allgemeine, 14.10.2021
Süddeutsche Zeitung, 17.10.2021
Aus der Bewerbung um Teilnahme am Happening der Bildenden Kunst im Landkreis Landsberg ist nichts geworden. Nun zieht der Hund weiter ...
... Dießener Spaziergänger wissen vielleicht schon wohin.
Ammerseerenke - Kunstgeschichten vom Ammersee
Für den, der den Unterschied zwischen Kunst und Wirklichkeit kennenlernen will, lohnt sich ab sofort ein Besuch des Pavillons der Arbeitsgemeinschaft Dießener Kunst in den Seeanlagen. Der Maler Martin Gensbaur zeigt hier seit Sonntag, dem 1. August ein Gemälde aus seiner aktuellen Serie mit dem Titel „see“. Er bezieht sich mit den Arbeiten seiner Serie auf einen Satz des Schriftstellers Martin Walser aus dessen Roman „Ehen in Philippsburg“. Walser verfüge über genug eigene Erfahrungen, dass „seine von der Wirklichkeit ermöglichten Erfindungen den oder jenen wie eigene Erfahrungen anmuten“. So genügt im Pavillon am See schon ein kurzer Schritt vor die Tür um Kunst und Wirklichkeit direkt miteinander zu vergleichen. Für den, der hier öfter unterwegs ist, könnte das Bild das eine oder andere Dejà vú bereithalten. Übereinstimmungen mit realen Orten, lebenden Personen oder deren Haustieren sind denkbar. Doch unterliegen solche dem Zufall und der künstlerischen Freiheit. Es gibt Stimmen, die das Bild im Format 80 cm x 80 cm mit einer Schönen im Tretboot und einer Rückenfigur mit Hund bereits jetzt zu einem „Ammersee-Klassiker“ erklären.
Da das Bild in Dießen so gut angenommen wird, werden bis Ende August Postkarte gedruckt, die im Pavillon erhältlich sind.
Links zu dem Thema:
Augsburger Allgemeine vom 2. August 2021
Augsburger Allgemeine vom 12. August 2021
Aloys news vom 16. August 2021
QUARANTA oder 40 Versuche zur Flüchtigkeit des Augenblicks
Um das Besondere dieser
Ausstellung zu verstehen, muss man den Zeitraum genauer betrachten, in dem die Bilder gemalt wurden. Nichts blieb 2020 so, wie gewohnt. Viele Vorhaben, manche Perspektive haben sich, allein schon
wegen der eingeschränkten Bewegungsfreiheit, verändert. Vierzig Ölskizzen spiegeln ein außergewöhnliches Jahr. Sie sind im Saal der Abtei Venio in chronologischer Folge in Leserichtung
ausgestellt, gerahmt von zwei Bildern vor der Pandemie an den beiden Säulen und begleitet von zwei Arbeiten größeren Formats in der Mitte der Hauptwand. Konkrete Hinweise auf die Pandemie sucht
man in den Bildern vergeblich. Es gibt keinen „running gag“, keine versteckten Narrative, auch wenn abgestellte Anhänger, in Plastikplanen gehüllte Segelschiffe oder leergefegte Baustellen in
Gewerbegebieten sowie die Abwesenheit des Menschen als inhaltliche Anspielungen auf die Ausgangsbeschränkungen verstanden werden können. Und doch spiegelt sich in ihnen ein Jahr im
Ausnahmezustand der gesellschaftlichen „Quarantäne“. So lautet auch der Beitrag des Journalisten und Philosophen Alois Kramer, der dieses Phänomen historisch beschreibt, zu der Publikation DAS
KUNSTFENSTER Nr.7. Der Kunsthistoriker Thomas Raff setzt sich in seinem Text mit der Zahl 40, „Quaranta“ auseinander und der Schriftsteller Sebastian Goy nimmt den Untertitel der Serie zum Anlass
einen „nicht ganz flüchtigen“ Text zu verfassen. Eine ungewöhnliche Kombination von Texten und Bildern, ungewohnt wie das ganze Jahr 2020.
Links zu dem Thema:
Aloys news, vom 19. September 2021
Hinweis auf Aloys News, 6. Juni 2021
QUARANTA
Bri Oppel - Bilder
Martin Gensbaur - Ölskizzen
Ausstellungsdauer: 6 - 22. 11. 2020
In Zeiten der Pandemie begrenzt sich das Malen vor Ort auf das nähere Umfeld des Ateliers. Und das auch nur, solange der Mindestabstand gewahrt ist. Martin Gensbaur zeigt einige der so entstandenen Ölskizzen. Zur Ausstellung steuern die gastgebende Künstlerin und er selbst jeweils zwanzig Bilder bei: 2 x 20 = 40 (OUARANTA).
Links zu dem Thema:
Aloys.news, 5.11.2020:
https://aloys.news/de/blog/kultur/geht-doch-kunst-in-zeiten-von-corona
Oberbayerisches Volksblatt, 13.11.2020
https://www.ovb-online.de/rosenheim/kultur/40-bilder-gegen-den-ausnahmezustand-90100254.html
Die im Folgenden gezeigten Aufnahmen aus der Ausstellung sind teilweise von der Neubeurer Fotografin Maresa Jung.
weitere Ausstellungen unter Ausstellungen und Ausstellungen Archiv